„Schatz, wir schenken uns nichts.“ – Der Anfang vom Ende
Ein Blick auf die Tücken dieser Entscheidung
„Schatz, wir schenken uns nichts“, klingt nach einer vernünftigen Vereinbarung, um dem Weihnachtsstress zu entkommen. Doch könnte dies der Anfang vom Ende sein?
Natürlich, jeder hat genug Geld, um sich zu kaufen, was er haben möchte. Dringend brauchen, tun wir nichts. Wir können uns alles leisten und alles besorgen. ABER:
Lasst uns ehrlich sein – Geschenke sind nicht das Wichtigste, aber sie haben eine besondere Bedeutung in der Beziehung. Sie sind Ausdruck von Liebe, Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Ein sorgfältig ausgewähltes Geschenk zeigt, dass man sich Gedanken gemacht hat (und hier fängt der Stress an … dazu später), um dem anderen eine Freude zu bereiten. Wenn wir uns plötzlich dazu entschließen, uns nichts zu schenken, nehmen wir uns auch die Möglichkeit, diese Liebe auf eine greifbare Weise auszudrücken.
Der Verzicht auf Geschenke mag zunächst als Befreiung von Kaufstress erscheinen, aber in Wirklichkeit könnte es dazu führen, dass wir uns in der Beziehung vernachlässigt fühlen. Es geht nicht um den materiellen Wert des Geschenks, sondern um die emotionale Bedeutung dahinter. Ein kleines Geschenk kann viel mehr sagen als tausend Worte und stärkt die Verbindung zwischen Partnern.
Darüber hinaus verlieren wir durch das „Nicht-Schenken“ auch die Freude am Beschenken. Das Aussuchen und Verpacken eines Geschenks für den Partner können genauso erfüllend sein wie das Erhalten. Es geht um die Freude am Geben, die uns ein warmes Gefühl im Herzen gibt. Wenn wir uns entscheiden, auf diese Freude zu verzichten, entgeht uns ein wichtiger Aspekt des Schenkens.
Blicken wir einmal auf die Hormone 😉 … Der Schenkende macht sich liebevolle Gedanken und besorgt etwas. Der Beschenkte packt es aus und bekommt etwas, was ihn freut. Er schüttetet Glückshormone aus. Der andere wird für das Geschenk liebkost und gelobt. Dies führt wiederum dazu, dass der andere auch Glückshormone ausschüttet. Es ist eine Spirale. Zu den Glückshormonen zählt auch Oxytozin, welches als Bindungshormon bezeichnet wird. Die Bindung wird beim Beschenken also gestärkt.
Später, sagen die Paare in der Paarberatung oft, „Wir haben uns aus den Augen verloren.“ und sie fragen sich, wann dies begonnen hat. Vielleicht „Schatz, wir schenken uns nichts.“ ist dieses Verhalten der Anfang vom Ende.
Wir können wir aber erreichen, dass das Schenken nicht zum Stress wird. Die Antwort ist denkbar leicht: Einen Wunschzettel schreiben. Ein digitales Dokument, was das ganze Jahr über mit großen oder kleinen Wünschen befüllt wird, kann vom anderen jederzeit eingesehen und bearbeitet werden. Jederzeit kann der Schenkende sehen, worüber sich der Beschenkte freuen würde.
Vorteil für den Schenkenden: Er weiß genau, womit er eine Freude machen kann. Lob und freudige Umarmungen sind ihm sicher. Vorteil für den Beschenkten: Die Enttäuschung über ein unpassendes Geschenk bleibt aus und schon kann die Oxytozin-Glücksspirale beginnen … In diesem Sinne: Frohe Weihnachten 😉